Durch die Blume gesagt

Es war einmal...

Das Märchen vom immerwährenden Frieden  30.05.2024

Es war einmal...

Hmm, es war einmal...

Es war einmal ein kleiner Mann, der meinte, er müsse ein anderes kleines Land in seiner Nähe in einer kurzen Spezialoperation von einer Handvoll "N*zis" befreien zum Wohle der dort lebenden Bevölkerung. Dieses kleine andere Land sah das gar nicht ein und begann sich zu wehren, um seine Unabhängigkeit zu erhalten. Da es aber sehr wenig Menschen zum Wehren hatte, rief es um Hilfe. Ein paar größere Länder sahen das ebenso und gaben Unterstützung in Form von Geld und Ausrüstung. Der kleine Mann sah das als Einmischung in seine Politik an und drohte. Das kleine Land bekam die Ausrüstung, aber forderte bald mehr. Panzer, Munition, Flugabwehrraketen, Flugzeuge... und nie war es genug, denn der kleine Mann suchte sich immer mehr arme Bürger aus seinem großen Zarenreich zusammen, versprach ihnen Geld und kaufte so ihr Leben. So ging es immer weiter, die einen forderten, der andere warnte.

Inzwischen ist man soweit, dass man über eine Aufweichung der gestern noch gültigen Regel spricht, Verteidigungswaffen nicht für direkte Angriffe auf das große Land des kleinen Mannes zu nutzen. In einigen Ländern werden Manöver abgehalten und eine Wehrpflicht in Deutschland wird wieder mehr zum Diskussionsthema. Eine konservative Partei, die vor kurzem noch die Regierung wüst beschimpfte und sogar vor das Bundesverfassungsgericht ging, um die Schuldenbremse durchzusetzen, möchte nun ein "Sondervermögen für das kleine Land" auf den Weg bringen. Und eine naturfarbene Friedenspartei ist für die volle Unterstützung des kleinen Landes mit allen Mitteln.

Inzwischen ist es schon lange keine Spezialoperation mehr, das ist selbst dem kleinen Zaren klar geworden. Also setzt er alles daran, den großen Staaten die Schuld zu geben, dass man sein Land angreifen würde und seine Untertanen sich gegen diese Schandtat wehren müsse. Dafür laufen die gleichgeschalteten Medien und Propaganda-Bots auf Hochtouren. Letztere sogar weit über die Landesgrenzen hinaus. Selbst die härtesten Säbel, die zur Vernichtung der Menschheit führen könnten, rasseln so laut, dass jeder das Gefühl hat, sie rasselten bereits im eigenen Wohnzimmer.

Und was macht das mit uns? Bei mir drängt sich das Gefühl auf, dass über 70 Jahre Frieden und Demokratie schön, aber nicht selbstverständlich sind- als hätten sie ein Verfallsdatum. Egal, was das kleine Land will und bekommt, es wird nicht reichen und es wird die nächste Stufe fordern. Die Eskalationswelle ist bereits in Gang. Und ich wüsste nicht mal ansatzweise, wie das zu beenden wäre.

Ich bin gegen jede Art von Gewalt und mein Wunsch wäre, wer auch immer eine Waffe gegenüber einem anderen in die Hand nimmt, dem falle dieselbige im gleichen Moment ab. Aber die Realität ist kein Einhornwald. Klar bin ich für Friedensverhandlungen, aber wie sollten die aussehen? Dem kleinen Mann seinen Willen geben? Dann würde er aufrüsten und das nächste kleine Land mit einer Spezialoperation überziehen. Stärke zeigen und weitere Sanktionen verhängen? Schwierig, wenn man im eigenen Land schon Probleme hat, die kaputtgesparte Ritterschaft wieder auf den Weg zu bringen.

Und so sitze ich ohnmächtig davor, sehe dem Treiben und der drehenden Gewaltschraube zu und hoffe, dass alle Verantwortlichen ihre fünf Sinne noch einigermaßen beieinander haben... und dann schickt sich ein orangefarbiger "Ich bin der Größte" an, noch einmal die Weltherrschaft an sich zu reißen.

Kannste dir ja alles gar nicht ausdenken - nicht mal als Hollywoodautor.

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